THIS MADE MY DAY

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Gestern, beim morgendlichen Aufschlagen der NZZ fand ich mich unvermittelt vor Roger Köppels Kommentar: ‚Marx, eine Warnung‘ wieder. Fluktuirend zwischen Lachen und Empörung verschluckte ich mich beinahe am Kaffee ! Meine Laune war voll im Keller, ABER MINDESTENS 2.UG ! wäre da nicht auf der nächsten Seite dieser Artikel gewesen…THIS MADE MY DAY !

QUANTIFIED BY VERTIGOS MIND

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MARX WÄRE HEUTE EIN ‚BITCOIN-JÜNGER‘

▷▷ von Milosz Matuschek

Der Kommunismus ist gescheitert, doch hat der Kapitalismus wirklich gesiegt? Die eigentliche Revolutionsbewegung läuft sich gerade erst warm

Was Marx heute wohl sagen würde? Sein kommunistisches Manifest war ein Aufruf an die Proletarier aller Welt, sich zu vereinigen und das Kapital zu entmachten. Dass der Kommunismus «das einfache ist, das schwer zu machen ist», wie Brecht sagte, zeigt sich spätestens beim Blick auf die heutige Gesellschaft: Dem obersten Prozent gehört ein Drittel des Geldvermögens, Arbeit ist zum Fetisch und der Kapitalismus zum Glaubenssatz geworden. Souverän ist, wer über die Geldherstellung verfügt: Noch der kleinste Provinzbankier kann Geld als Buchungsvorgang am Computer aus dem Nichts erschaffen, während alle anderen für diesen Trick in Form von Zinsen mit ihrer Hände oder Köpfe Arbeit bezahlen müssen. Und an all dem scheint auf breiter Front niemand Anstoss zu nehmen.

Der grösste Sieg des Kapitalismus war tatsächlich ein mentaler. Der Kapitalismus hat den Ausgebeuteten besiegt, indem er ihn zum Kapitalisten gemacht hat – im Denken. Religion galt Marx als Opium des Volkes, also als Beruhigungsmittel. Heute ist der Kapitalismus selbst eine Religion – und zwar als Aufputschmittel, als antreibender Stachel. Heute ist nicht nur jeder ein Kaufmann, sondern jeder ein Spekulant: Man «investiert» in Bildung, indem man bedruckte Diplompapiere kauft, Lebensläufe werden wie Bilanzen geschönt und das eigene Ich in sozialen Netzwerken zu einer Marke aufgebaut.

Im Privaten geht es weiter: Die Verwertungslogik hat den Menschen entseelt, ihn zu einem Reiz-Reaktions-Zombie gemacht, der glaubt, noch jede freie Minute für seine Optimierung nutzen zu müssen. Jede kulturelle, künstlerische oder spirituelle Erhebung gilt als sinnloses Gedöns. Das Dating-Verhalten ist ein Computerspiel, bei dem es um die Erhöhung eines Score-Wertes geht. Der Kapitalismus hat Weisheit zu Bildungsproletentum gemacht, natürliche Stärke zu Ohnmacht und Schönheit zu einer Kategorie grotesker Modemerkmale. Das Jugendtreff der Stadt ist das Shoppingcenter. Als «Mensch» gilt, wer materielle Akkumulationsleistungen vorzuweisen hat.

Von der Rebellion im Aussen hält die innere Geschäftsleitung verlässlich ab. Denn was man vermeintlich selbst will, das kann man logischerweise nicht zugleich bekämpfen wollen. Wo kein Feind, da kein Kampf, es sei denn, man hinterfragt das eigene Denken. Doch wer von Manipulation spricht, sei es durch Bildungssystem, Massenmedien oder Werbung, muss wohl Gespenster sehen. Aus der Bezichtigung im Aussen muss letztlich die Selbstbezichtigung werden.

Wie funktioniert eine Blockchain?

Doch selbst diese hat Grenzen: Die Flucht in den Konformismus aus «Furcht vor der Freiheit» (Erich Fromm) bedeutet eine Auslöschung der menschlichen Identität und verursacht einen Schmerz, der mit behäbigem Kleinbürgerwohlstand auf Dauer nicht aufgewogen werden kann.

Liberale, hört die Signale! Das Ende der Geschichte könnte noch ein Nachwort bekommen. Und zwar nicht durch Bankbesetzungen, Protest-Folklore oder Hashtag-Aktivismus. Sondern durch die Eigenermächtigung der vielen, selbst zu einer Autorität zu werden. Imperien und Königreiche sind gefallen, kirchliche und ideologische Mächte wurden überwunden. Doch das letzte Privileg im Zentrum der Macht ist geblieben: das Münzprivileg. Dann kam Satoshi Nakamoto und erfand in einem Whitepaper den Bitcoin. Es ist der neueste Versuch, einen unblutigen Systemwechsel herbeizuführen: nicht von innen oder aussen, sondern parallel. Marx hätte Satoshi Nakamoto auf die Schulter geklopft und gesagt: «Ich habe die Welt nur interpretiert, du aber hast sie verändert.»

THE MODERN NATION STATE

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THE MODERN NATION STATE

from its very beginning, it was highly dependent on capitalist finance,whilst capitalisation was similarly reliant on state power.

Indeed, it was this fusion
between them, which gave rise to the first form of modern capital.

the government bond –
whose very essence was
the private ownership of
the government’s power to tax.

Since then the overlap grew
deeper and wider,
with an increasing proportion
of capital-values depending on,
and in turn dictating the nature of key political institutions and organizations.